Medieninformation / Video zur Diplomfeier vom 31. August 2019

Medieninformation / Video zur Diplomfeier vom 31. August 2019

06-09-2019

VIDEO: https://www.youtube.com/watch?v=gUGk3xzLxNw

Berufsprüfung und Höhere Fachprüfung im Aussenhandel

Im wuchernden Dschungel der internationalen Regelungen

Der Import und Export der Schweiz weisen nicht nur kontinuierliches Wachstum auf. Auch die Komplexität im Aussenhandel nimmt zu. Erfreulicherweise kann die Schweiz parallel die Zahl der AussenhandelsexpertInnen ebenfalls weiter steigern. Innerhalb von 6 Jahren haben bereits 645 Personen die Berufsprüfung und Höhere Fachprüfung abgeschlossen – allein 109 in diesem Jahr.

Handel Schweiz und SWISSMEM freuen sich über den Erfolg der gemeinsam getragenen Berufsprüfung und Höheren Fachprüfung im Aussenhandel, die seit der Einführung im Jahr 2014 bereits 645 neue Aussenhandelsfachkräfte und AussenhandelsleiterInnen abgeschlossen haben. Anfang September konnten 12 AussenhandelsleiterInnen sowie 97 Aussenhandelsfachmänner und Aussenhandelsfachfrauen im Kultur- und Kongresszentrum Aarau vor 300 Gästen ihr Diplom entgegennehmen.

Jeder 2. Franken im Ausland verdient

Der Erfolg des Schweizer Aussenhandels böte den Stoff für Wirtschaftslegenden – wäre er nicht so selbstverständlich. Mehrere Generationen der Schweizer Bevölkerung kennen es nicht anders, als dass der Aussenhandel als Motor des Schweizer Wohlstandes fleissig weiter brummt. Immerhin verdient die Schweiz jeden zweiten Franken im Ausland. Und auch im 2. Quartal 2019 hat der Aussenhandel wieder zugelegt – und zwar beim Export wie dem Import.

Diese hohe Zuverlässigkeit des «Geschäftsmodells» der Schweiz ist das Resultat von sehr zahlreichen und vielfältigen Anstrengungen: Von Freihandelsabkommen wie dem gerade abgeschlossenen mit Mercosur oder dem möglicherweise bald verhandelbaren mit den USA über internationale Marktnischen für KMU, neue Geschäftskontakte in einzelnen Ländern bis zum detaillierten Austarieren von optimalen Umsetzungen im Import und Export – das und vieles andere ist das Daily Business für unterschiedlichste ExpertInnen. Die Aussenhandelsfachkräfte und -leiterInnen sind die MacherInnen im einzelnen Unternehmen. Sie stellen sicher, dass in ihrer Firma Produkt A sicher und kosteneffizient in den Markt B kommt, obwohl seit heute Restriktion C gilt. Ware D soll in Land F, doch seit gestern muss Regelung O befolgt werden, damit der Handel überhaupt stattfinden kann. Je nach Land und Ware sind ganz verschiedene und immer wieder wechselnde Rahmenbedingungen zu erfüllen. Aussenhandelfachkräfte und -leiterInnen finden sich in diesem Dschungel zurecht, obwohl die internationalen Handelsregeln zuweilen bizarre Blüten treiben und immer wieder neue Schneisen im Zolldickicht zu finden sind. So fördern sie den erfolgreichen Handel der Schweiz.

Gestörter Aussenhandel = gestörte Politik

Handel sorgt für den Transport von Waren, aber auch von Werten, Religionen und Weltanschauungen. So fördert der Handel den friedlichen Austausch unter Nationen. Er liegt aber auch immer wieder politischen Konflikten zugrunde, wie der frühere Schweizer Botschafter Philippe Welti an der diesjährigen Diplomfeier anhand von historischen Beispielen aufzeigte. So hat die 1806 durch Napoleon verhängte 7-jährige Kontinentalsperre gegen Grossbritannien den Wirtschaftsraum Europa stark verändert und letztlich den Russlandfeldzug ausgelöst. Philippe Welti, Experte für geopolitische und strategische Fragen, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz-Iran und als Schweizer Botschafter früher im Iran und in Indien tätig, riet den 109 neuen AussenhandelsexpertInnen, sich in der Hektik des Alltags ab und zu die weltpolitisch bedeutsame Rolle des Handels vor Augen zu führen und ihre Anstrengungen als Teil dieses Prozesses zu verstehen. Philippe Welti «Wenn die Beziehungen zwischen Ländern gestört sind, stört das den Aussenhandel. Umgekehrt fällt der gestörte Aussenhandel zurück auf die Politik.»

Wachstumsphase in Auslandsmärkten

René Will, Vizepräsident der durch Handel Schweiz und SWISSMEM getragenen Prüfungsorganisation EPAH in der Branche Handel, betonte den Stellenwert der Aussenhandelsberufe für die durch den Export angetriebene Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie): «Allein die MEM-Firmen haben im ersten Halbjahr 2019 für CHF 34,5 Mrd. Waren exportiert. Aussenhandelsfachleute und -LeiterInnen finden spannende Karrierechancen in der exportorientierten MEM-Branche. Zahlreiche Märkte befinden sich in einer Wachstumsphase. Neue Märkte werden erschlossen. Die Märkte werden sich verändern, und auf diesen Wandel müssen wir eingehen können, um weiterhin erfolgreich zu sein. Dabei spielen die AussenhandelsexpertInnen eine grosse Rolle.»

Im Gespräch mit AbsolventInnen und Absolventen

Katharina Bärlocher ist in einem Unternehmen der Zugindustrie für die gesamte Auftragsabwicklung im Export verantwortlich. Ihr hat die Weiterbildung als Aussenhandelsleiterin bereits grosse Vorteile beschert. Ihr Arbeitgeber hat die Produktion kürzlich nach Tschechien verlagert, was die gesamte Auslieferung direkt ab Prag bedeutet. Damit entstehen grosse mehrwertsteuerliche und logistische Herausforderungen. Auf den Handel sieht die 27-Jährige, die auf dem ersten Rang mit der Bestnote 5,1 abgeschlossen hat, grosse Veränderungen zukommen: «Der Handel wird immer schneller und komplexer. Es gibt immer mehr Vorschriften, obwohl sich der Handel eigentlich nach wie vor immer mehr öffnet. Aber die Vorschriften bleiben vielfältig. Das Wissen muss enorm sein, damit man zurechtkommt.»

Regula Bisang hat mit der Note 6.0 die beste Diplomarbeit unter den 12 frisch gebackenen AussenhandelsleiterInnen verfasst. In der Farbenbranche tätig, hat sie sich in der Diplomarbeit der Optimierung von Prozessen gewidmet. Für die Leiterin Export und Verkauf Innendienst war dies die perfekte Weiterbildung, um ihre beruflichen Möglichkeiten weiter voranzutreiben: «Im Handel hat man auf der ganzen Welt mit verschiedensten Personen, Gepflogenheiten und Pflichten zu tun – so bleibt die Arbeit wirklich täglich interessant.» Zwar gehe vom Handelsstreit zwischen USA und China eine weltweite Verunsicherung aus. Andererseits zeige das Freihandelsabkommen mit Mercosur, dass der Freihandel weitergetrieben werde. Für den Aussenhandel findet es die 36-Jährige wesentlich, dass auch das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU abgeschlossen wird.

Patrick Klee hat vor zwei Jahren den Aussenhandelsfachmann abgeschlossen und nun das Diplom als Aussenhandelsleiter entgegennehmen können. Er erklärt den Unterschied zwischen den beiden Abschlüssen: «Der Aussenhandelsfachmann ist eher ein Sachbearbeiter mit ausgeprägtem Fachwissen. Das fachlich vertiefte Wissen des Aussenhandelsleiters wird um betriebswirtschaftliche Themen wie Mitarbeiterführung und Unternehmensführung ergänzt.» Der 30-Jährige ist in der Speditionsbranche tätig. Ihn hat während der Weiterbildung vor allem der politische Bezug zum Import und Export interessiert. «Wir haben als Spediteur auch eine beratende Funktion unseren Kunden gegenüber. Da kommt es schon sehr darauf an, ob man mit Halbwissen fungiert oder ob man es wirklich weiss. Mir persönlich hat es sehr geholfen, in Themen wie Akkreditiv, Incoterms oder Transportträger wirklich sattelfest zu werden.»

Bettina Huber ist in der Maschinenindustrie tätig. Die 44-Jährige hat mit der Note 5,1 den 2. Rang bei den Abschlüssen der Aussenhandelsfachmänner bzw. Aussenhandelsfachfrauen erreicht. Sie vermittelt einen Einblick in ihren Alltag: «Ich sorge für die Versandbereitschaft sämtlicher Aufträge – jeweils in Abstimmung mit den Vorschriften der Kundschaft. Das umfasst die Vorbereitung von Dokumenten, Einholen von Beglaubigungen, Bestellung der Spedition, Verfügbarkeit der Ausfuhrdokumente und die richtige Verpackung, bis schliesslich alles korrekt und ohne Verzögerung am Bestimmungsort ankommt. Die Herausforderung besteht darin, alle Faktoren von Anfang an zu berücksichtigen; das betrifft auch viele Vorschriften im internationalen Handel, die sich täglich oder wöchentlich ändern. Es wird für uns immer komplizierter und immer schwieriger, alle Anforderungen erfüllen zu können. Die einzelnen Länder werden versuchen, ihre eigenen Produkte zu schützen – sei das mit Zöllen oder mit weiteren Auflagen. Für uns als Schweizer bedeutet das einfach, dass wir immer up-to-date sein und uns ständig informiert halten müssen, um weiter auf dem Weltmarkt bestehen zu können.»

Angela Schedler arbeitet in der Lebensmittelbranche. Sie liegt mit der Note 5.0 auf dem 3. Rang. Die Aussenhandelsfachfrau erklärt: «Ich habe ganz viel über den Aussenhandel als Ganzes sowie über einzelne Themen wie die Risiken oder das Marketing gelernt.» Die 35-Jährige ist überzeugt: «Die Schweiz lebt vom Aussenhandel. Das ist etwas vom wichtigsten für unsere Wirtschaft. Wir müssen am Ball bleiben, damit unsere Wirtschaft weiterhin läuft. Das gilt auch für mich. Der Aussenhandel bleibt nie gleich. Man kommt immer wieder an Neuerungen heran – das finde ich sehr spannend. Der schöne Nebeneffekt der Weiterbildung ist der Aufbau eines Netzwerkes. Ich empfehle die Weiterbildung allen, die im Aussenhandel tätig sind. Es ist schon wichtig, die Risiken zu kennen und sich mit der Materie vertieft auseinanderzusetzen.»

Amanda Boder ist in der Berner Metallindustrie für die Qualitätskontrolle im Import und Export zuständig. Insbesondere befasst sie sich die 29-Jährige aus der Romandie mit der Herkunft der Waren, was sie faszinierend findet. «Die Auseinandersetzung mit diesen Themen geht viel weiter, als sich das Branchenfremde vorstellen können.» Für die Weiterbildung als Aussenhandelsfachfrau hat sie sich entschieden, weil sie das Thema sehr stark interessiert und sie in Zukunft in dieser Richtung tätig sein möchte. Für den Aussenhandel insgesamt, aber auch besonders den Online-Handel, erwartet sie weiterhin einen positiven Trend. Der Aussenhandel sei für die Entwicklung der Schweiz unabdingbar, betont sie: «Die Freihandelsabkommen sind ein grosser Vorteil für unser kleines Land.»

Maxime Perolini übt seinen Beruf im Kanton Waadt in einem Dentalmedizin-Unternehmen aus. In der Weiterbildung als Aussenhandelsfachmann hat der 29-Jährige viel Wissen gewonnen, so zum Beispiel über Wirtschaftspolitik, Internationales und Schweizer Recht, Zollbestimmungen, Freihandelsabkommen, Business-Modelle von Unternehmen und Risiko-Management: «Mich fasziniert die Vielfalt der Tätigkeit. Jeder Tag ist anders – immer warten Überraschungen auf einen. Ich habe mit ganz verschiedenen Akteuren zu tun und einen vertieften Einblick in das gesamte Unternehmen. Auch bei den Freihandelsabkommen bewegt sich immer etwas. Gerade wurde Mercosur abgeschlossen. Das Abkommen mit Indonesien wird bald in Kraft treten. Man weiss nicht, wie sich die Welt mit dem Brexit und den Entwicklungen in den USA verändern wird – spannend bleibt es auf jeden Fall.»

Aussenhandelsfachleute haben die Kompetenz, qualifizierte und spezialisierte Arbeiten und Führungsaufgaben in den Bereichen Import und/oder Export von Waren und Dienstleistungen auszuführen. Sie arbeiten in international tätigen Handels-, Dienstleistungs- und Produktionsfirmen. Zu ihren Aufgaben gehört die Analyse von Kundenwünschen. Sie stellen sicher, dass die Kunden die Güter oder Dienstleistungen termin- und fachgerecht erhalten. Verhandlungen führen sie in verschiedenen Sprachen und berücksichtigen kulturelle Eigenheiten. Organisation des weltweiten Gütertransports unter Berücksichtigung der länderspezifischen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten gehören genauso zu ihren Aufgaben wie die Zollabfertigung mit allen notwendigen Dokumenten. Aussenhandelsfachleute sind in besonderem Masse für die Risiken im internationalen Handel sensibilisiert. Dadurch können sie diese minimieren, absichern und im Sinne der Unternehmensziele damit umgehen. Aussenhandelsfachleute zeichnen sich durch hohe Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz aus. Sie tragen in ihrer Rolle als Fachvorgesetzte aktiv zur Teamentwicklung bei und organisieren interne Ausbildungen.
Aussenhandelsleiterinnen/Aussenhandelsleiter verfügen über die nötigen Kompetenzen, um anspruchsvolle und komplexe Planungs-, Führungs-, und Fachaufgaben im Aussenhandel zu übernehmen. Sie sind in international tätigen Handels-, Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen tätig und übernehmen Vorgesetztenfunktion auf oberer Kaderebene. Sie erarbeiten strategische Richtlinien, bearbeiten Projekte, erstellen Konzepte und tragen die Gesamtverantwortung der Leistungen im Bereich des Imports und/oder Exports sowie des Transithandels. Sie überwachen alle Aspekte des Aussenhandels unter Berücksichtigung internationaler Abkommen und Vorgaben. Weiter optimieren sie die Lieferung von Gütern und Dienstleistungen unter Berücksichtigung der ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten. Zu ihrer Arbeit gehört auch die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung zur Erarbeitung des Risikomanagements sowie der Optimierungs-Strategien für Prozesse und Schnittstellen. Das Berechnen und Interpretieren der für den Aussenhandel relevanten betriebswirtschaftlichen Zahlen gehört ebenso zu ihren Aufgaben wie das Erstellen und die Überwachung des entsprechenden Teil- und Gesamtbudgets.